Episode 12

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20th Jul 2022

#12 Thomas Brück – Algen in Beton

Schauen wir aus dem Fenster, sehen die meisten von uns: Beton. Darin: Stahl. Unsere bisherige Art zu bauen, ist für das Klima eine Katastrophe. Die Herstellung von Stahl und Beton setzt eine große Menge Treibhausgase frei. Bauen ist der größte verkannte Treiber der Klimakrise. Wie Algen dazu beitragen können, Baumaterialien zu revolutionieren und damit die Klimabelastung des Bauens erheblich zu reduzieren, darüber forscht Thomas Brück. Er ist Professor für Synthetische Biotechnologie an der TU München und leitet das dortige Algentechnikum. Brück ist überzeugt: Wir müssen nicht über Verzicht und Einschränkung sprechen. Was wir brauchen ist Forschung, Mut und Entwicklung. 

Die kleine Algenlösung im Bau: Die richtige Alge dem Beton beigemengt, verschließt die Alge automatisch die kleinen Haarrisse, die im Beton unweigerlich nach gewisser Zeit auftreten. Klassisch dringt hier Wasser ein und zersetzt den Stahl im Inneren. Das Haus, die Brücke, die Straße ist reif für den Abriss. Zumeist geschieht das, bevor der Beton lang genug steht, um klimapositiv zu werden. Mit der Algenbeimischung steigt die Lebensdauer von Betonbauten erheblich. 

Noch einen Schritt weiter geht die Entwicklung von Algen-Carbon. Carbon wird klassisch aus Erdöl hergestellt - stabil, aber fossil. Auch hier können Algen helfen: Aus Algen lässt sich ein Öl gewinnen, das ein ebenso stabiles Carbon abgibt wie mineralisches Erdöl. Ein biobasierter Ersatz für die Stahlbewehrung im Inneren von Betonbauten. Wer dazu noch auf Sand und Zement verzichtet und stattdessen Granit einsetzt, erhält ein Baumaterial, das alles kann, was heutigem Beton abverlangt wird. Ein neues Material, viel verfügbarer als Beton. Granit gibt es überall und wächst durch Magma von unten nach. Leichter ist es noch dazu. Damit lassen sich Bauteile im Nanometerbereich genau vorproduzieren und vor Ort zusammensetzen. Das Ergebnis sollten durchaus auch Hochhäuser sein. Die Piloten sollen noch vor der Mitte des Jahrzehnts gebaut werden. 

Zu Gast: Thomas Brück, Professor Synthetische Biologie, TU München und Mitglied des Nationalen Bioökonomierates. 

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About the Podcast

Zukunft Bio E
Mit der Bioeconomy auf dem Weg in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Eine Initiative des Cluster Bioeconomy
Bioeconomy ist die Zukunft von Wirtschaft - jedenfalls von nachhaltiger und erfolgreicher Wirtschaft. In diesem Podcast sprechen die Akteure der Bioökonomie aus Unternehmen und Forschung über ihre Erfahrungen, über ihre Learnings und Hürden und über ihre Zukunftsvision Bioökonomie.

Bioeconomy meint eine Wirtschaft, die biobasiert arbeitet, die die Anforderung, nachhaltig zu handeln, annimmt und die auf eine echte Kreislaufwirtschaft zielt. Die Bioeconomy erfordert und ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung, zwischen ganz unterschiedlichen Industriezweigen, zwischen Startups und Konzernen.

Warum Bioeconomy? Weil unsere globalen Ressourcen begrenzt sind. Weil die Klimakrise die natürlichen Ressourcen für Landwirtschaft wie Industrie massiv und schnell verändert. Weil auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ausgerichtete Unternehmen einen Beitrag leisten können, die Grundlagen für gutes Leben zu erhalten und auszubauen - und gleichzeitig selbst wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Eine Initiative des Cluster Bioeconomy: https://www.bioeconomy.de
Entwickelt und umgesetzt von der MDKK: https://www.mdkk.de

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Michael Carl

Michael Carl ist Zukunftsforscher, Podcaster, Keynoter, Journalist, Autor und Theologe.

Die Zukunft des Menschen treibt ihn an - in Wirtschaft und Arbeit, in Gesellschaft und persönlichen Lebenswelten, genauer: Unser Bild von unserer Zukunft und wie wir beginnen, es zu gestalten.

Nach dem Studium der Evangelischen Theologie und einem Volontariat war er zunächst als Journalist für unterschiedliche Radioprogramme der ARD tätig, bevor er sich dem Schwerpunkt Entwicklung und Transformation zuwandte. Für eine ARD-Anstalt baute er ein Strategiebüro auf - ein Novum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er arbeitet mit Unternehmen und Organisationen und unterstützt sie bei der Stärkung ihrer Zukunftsfähigkeit. Nachdem er als Geschäftsführer eines Instituts geholfen hat, es zu Europas größtem unabhängigen Zukunftsforschungsinstitut zu entwickeln, gründete er das carl institute for human future. Hier wächst ein Raum, um die Zukunft ins Gespräch zu bringen, in Dialog und Austausch, mit Forschung und Inspiration, mit Netzwerk und Impuls.

Michael Carl hat drei Kinder und lebt als Nordlicht heute in Leipzig.